Nussmäuschen auf Melaten

Sonntagmorgen war ich zusammen mit Helmut auf dem Melatenfriedhof, dem Zentralfriedhof von Köln. Er ist mit über 50.000 Grabstätten der größte Kölner Friedhof und sehr lebendig.
Aber auch hier muss man leider mittlerweile sein Eigentum gegen Diebstahl schützen. Traurig, dass Kriminalität noch nicht einmal vor einer solchen Ruhestätte halt macht. So sind die Gießkannen teils mit Schlössern gesichert.

Helmut und ich waren am Sonntag wegen der dort lebenden Nussmäuschen unterwegs, wie ich die Eichhörnchen gerne nenne. ;-)

Sie sind dort in größerer Zahl vertreten und gegen entsprechende “Bezahlung” immer für Fotos zu haben.

Irgendwann werde ich Melaten mal wegen der vielen wunderschönen Gedenksteine und Skulpturen aufsuchen, denn auch diese haben ihren ganz eigenen Reiz.

Lebendige Vielfalt

Melaten ist, wie die anderen großen Friedhöfe in Deutschland, auf eine besondere Weise nicht nur ein Ort des Todes, sondern einer des prallen Lebens – und das macht seine Faszination aus. Mit Leben und Lebendigkeit sind nicht nur die Besucher gemeint, die hier spazieren gehen, sich umsehen, frische Luft und Ruhe genießen, die Erinnerung an ihre Verstorbenen wach halten oder auch die Gräber ihnen Unbekannter besuchen und pflegen.

Auf Melaten lebt Kunstgeschichte. Nicht wie in einem Museum, sondern offen, für jeden zugänglich und im originalen Kontext. Wir können klassizistische Grabmäler mit Motiven aus der griechischen und römischen Kunst betrachten. Mit der Fortsetzung der Arbeiten am Dom wurde die Neogotik zu einer Mode in Kunst und Architektur. Die Neorenaissance und der Neubarock hielten ebenfalls Einzug auf Melaten und sind, wie die anderen Stilrichtungen, in Grabstätten, Motiven, Skulpturen und Symbolen lebendig. Und – anders als in manchen Museen – ist hier auch ein teilweise wilder Stilpluralismus zu finden.

Auf Melaten lebt vor allem Sozialgeschichte, denn hier wurden mehrere Jahrzehnte alle bestattet, die Armen und die Reichen. Die soziale Hierarchie des 19. und frühen 20. Jahrhunderts spiegelt sich noch heute in der Friedhofsanlage. An den Hauptwegen, den „Millionenalleen“, wurde repräsentiert. Die Vielfalt und Pracht galt dem Ausdruck und der Präsenz der Großen und Reichen. In den immer wieder neu belegten Reihengräbern sind viele Namen und viel Geschichte verloren gegangen. Wir sehen noch heute einfache gusseiserne Kreuze und Steine; darunter auch viele Grabmäler aus der zunehmenden Massenproduktion. Und es zeigt sich, dass Armut auch hier kaum Spuren hinterlässt: Die Armengräber wurden einst nach fünfzehn Jahren neu belegt.

Auf Melaten lebt ganz private Familiengeschichte neben den vielen Prominenten wie Nicolaus August Otto (1832 – 1891), der 1876 den Viertakt-Motor vorstellte; der einst berühmte, von den Nazis ermordete Radrennfahrer Albert Richter (1912 – 1940); der aus dem Ruhrgebiet stammende Karnevalist Horst Muys (1925 – 1970); Schauspieler wie René Deltgen (1891 – 1974) und Willy Birgel (1909 – 1979); Ferdinand Franz Wallraf (1748 – 1824), der sich sehr für Melaten engagierte und seine reiche Kunstsammlung der Stadt Köln schenkte und Johann Heinrich Richartz (1795 – 1861), Museumsgründer; Maria Clementine Martin, die berühmte Klosterfrau mit dem Melissengeist (1775-1843), oder die Familie Farina mit dem Schöpfer des „Eau de Cologne”.

Auf Melaten lebt, mit der Familien- und Individualgeschichte verwoben, Stadt- und auch Kriegsgeschichte. Ein Beispiel sind die Denkmäler: als Erinnerung an die im napoleonischen Heer gefallenen Kölner, an den Sieg der Preußen über Österreich, an die Opfer einer Gasexplosion im Jahr 1851 oder an die gefallenen Franzosen des Krieges 1870/1871. Und der Entstehungsanlass des Melatenfriedhofes war die französische Besatzung von Köln ab 1794.

Nicht zuletzt lebt hier die Natur in einer Vielfalt, wie sie mitten in einer Großstadt fast nur in dem Refugium Friedhof zu finden ist. Melaten ist ein Landschaftsschutzgebiet. Viele Pflanzenarten, stattliche alte Bäume, über vierzig Vogel- und unzählige Insektenarten, Katzen, Eichhörnchen, Fledermäuse leben hier – alle in friedlicher Koexistenz mit den Lebenden und den Toten. Und so war Melaten auch geplant: als Grünanlage, Ort der Ruhe und Besinnung.

Weitere Gräber prominenter Persönlichkeiten auf dem Melatenfriedhof sind z. B. die Gräber von Willy Millowitsch, Dirk Bach , Guido Westerwelle und dem Autor Konsalik.

Quelle: https://melatenfriedhof.de/

14 Kommentare

  1. Liebe Frauke,
    du zeigst nicht nur wunderschöne Bilder, auch dein Beitrag über den Melatenfriedhof ist sehr interessant.
    Ich mag Friedhöfe, vor allem in dieser Jahreszeit. Auf deinen Bericht über den noch bevorstehenden Besuch des Friedhofs bin ich jetzt schon gespannt.
    Aber jetzt nochmal: Du machst wirklich sooo wunderschöne Fotos, :foto: manche sogar mit Gänsehauteffekt.

    Liebe Grüße
    Traudi

    • Huhu liebe Traudi,

      ich mag Friedhöfe auch. Sie haben etwas Beruhigendes wie ich finde.
      Und Daaaaaanke für das Kompliment. Es freut mich immer, wenn euch die Bilder gefallen. :rotwerd:

      LG Frauke

  2. Wie süss, ich liebe diese putzigen Nussmäuse liebe Frauke.
    Dass Du Spass hattest, kann ich verstehen.
    Ich bin kein Friedhofsgänger, aber alte Grabsteine haben schon etwas besonderes.
    Da lohnt ein erneuter Besuch bestimmt.
    Sei lieb gegrüsst ♥
    k

    • Huhu liebe k,

      ich bin eigentlich auch kein großer Friedhofsgänger, was ein bisschen verwunderlich ist, weil ich mich auf Friedhöfen eigentlich immer recht wohl fühle.
      Aber gerade der Melatenfriedhof ist schon toll. Er hat was von ein großer Parkanlagen mit tollen Skulpturen. :-)

      LG Frauke

  3. Das hast du schön ausführlich beschrieben. Viele Persönlichkeiten liegen da, ist ja auch eine riesengroße Anlage.
    Dass es dort Eichhörnchen gibt, ist ja niedlich. So ist auch an einer Stelle des Todes noch Leben.
    Liebe Grüße in den Abend von Kerstin.

    • Huhu liebe Kerstin,

      man soll sich nicht mit fremden Federn schmücken. Der Text ist von der Seite des Förderkreises des Friedhofes. Darum auch der Quellvermerk.

      Eichhörnchen fühlen sich auf großen Friedhöfen sehr wohl. Gerade wenn diese in einer recht bebauten Umgebung sind und der Friedhof die grüne Oase ist. :-) Ein schöner Vergleich, den du da ziehst “So ist auch an einer Stelle des Todes noch Leben.” … so ist es. :-)

      LG Frauke

  4. Total schön und auch die bunten Kannen sind eine Augenweide. Wir waren vor ein paar Tagen auf dem Hauptfriedhof in Trier. Sehr alter Friedhof mit hohen Engelsskulpturen und großen, breiten Familiengräbern und Co. Total ansprechend dort. Ideal zum Fotografieren.

    LG
    Sandra!

    • Huhu liebe Sandra,

      die Kannen sind mir auch sofort ins Auge gefallen. :-)

      Ja, so wie in Trier musst du dir das auf Melaten wahrscheinlich vorstellen.
      Ich war gestern nochmal da und hab angefangen, Skulpturen zu fotografieren. Da kommt irgendwann dann nochmal ein gesonderter Artikel.

      LG Frauke

      • Oh ja, darauf freue ich mich schon. Mein Bericht geht vielleicht heute online, spätestens aber morgen – der mit den Skulpturen etc aus Trier.

        LG
        Sandra!

        • Cool, da freue ich mich auch drauf. :-) Ich werde es ja sehen. War heute zu Früh auf deinen Seiten unterwegs.
          Wollte eigentlich am Wochenende nochmal auf den Friedhof, aber die Autobahn dorthin ist komplett gesperrt *grmpf*.

          LG Frauke

  5. Hallo Frauke,

    deine Hörnchen, äh ich meine Nussmäuschen, gefallen mir sehr gut. :daumenhoch: Und die Beschreibung zu Melaten ist ausführliche Extraklasse!!! :schreib: :daumenhoch: Das war eine sehr schöne Herbsttour. :besenreit:

    Viele Grüße
    Helmut

    • Huhu Helmut,

      man soll sich ja nicht mit fremden Federn schmücken … der Text ist nicht von mir … deshalb die Angabe von der Quelle. :-)
      Wollte morgen vielleicht auch nochmal hin. Aber an das Gruselwetter muss ich mich irgendwie erstmal gewöhnen und außerdem ist die 555 Richtung Köln dieses Wochenende gesperrt. Müsste also komplett über Land da hin. Keine lockenden Aussichten.

      LG Frauke

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